Grüne Kreuze

Wer in den letzten zwei Wochen durch den Landkreis fuhr, dem sind bestimmt an einigen Feldern grüne Kreuze aufgefallen, die unvermittelt am Feldrand stehen. Dahinter verbirgt sich eine bundesweite Aktion vieler Landwirte, um auf die Folgen aktueller politischer Vorhaben aufmerksam zu machen.

Zusammengefasst sehen wir uns immer größeren Auflagen (und damit verbunden Anschuldigungen) ausgesetzt, die sich jeglicher fachlicher, praktischer und wissenschaftlicher Grundlage entziehen. Konkret geht es um das sog. Agrarpaket der Großen Koalition und weitgehen auch um eine erneute Novellierung der Düngeverordnung.

Wie wir in vergangenen BLOG-Einträgen erklärt haben, spielt ein ausgewogener und angepasster Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln eine wesentliche Rolle für unsere Ackerbaustrategie. Pflanzen müssen wie Tiere auch, entsprechend ihrem Bedarf ernährt und gegen Krankheiten geschützt werden können, in welcher Form auch immer (niemand würde es für gut heißen, Tiere nicht ausreichend zu füttern). Die Landwirtschaft spielt ohne Frage eine Rolle bezüglich von Problemen, die eine moderne Industriegesellschaft mit sicht bringt. Das bedeutet z.B., dass die deutsche Landwirtschaft zu 7% des CO2-Ausstoßes beiträgt (globaler Vergleich 14%) und damit im Vergleich der Wirtschaftssektoren den geringsten Anteil einnimmt. Nitratbelastung des Grundwassers, Artensterben etc. sind weitere Problemfelder mit denen sich unsere Gesellschaft auseinandersetzen muss. Als Landwirte haben wir zur Lösung dieses Problems bereits seit Jahren Kooperationen mit Wasserversorgern oder Arbeitsgemeinschaften gegründet, die bereits heute von Erfolg gekrönt werden. Dennoch wird uns die Lösung der genannten Probleme gänzlich allein zugemutet. Niemand betreibt Ursachenforschung, der Schuldige scheint vorab gefunden. Niemand spricht das voranschreitende Versiegeln von Fläche durch Bebauung an (70 Hektar, 700.000 Quadratmeter, täglich). Es wird weltweit so viel geflogen wie noch nie, so viel gebaut wie noch nie, so viel Essen weggeworfen wie noch nie. Der Verkehr in den deutschen Metropolregionen nimmt immer  extremer Züge an, und Schuld an den genannten Problemen soll alleine in der Landwirtschaft gesucht werden?

 

Wir sind gerne bereit, bekannte Probleme zu bekämpfen, in Kooperation. Doch was kann JEDER für sich tun? Diese Frage muss man sich stellen, denn wir als Landwirte sind nicht mehr bereit, den Sündenbock darzustellen für eine Industriegesellschaft, die den Bezug zur Natur und zur Landwirtschaft lange verloren hat.

Deshalb unser Appell: fragt, wenn Ihr etwas wissen wollt, verlasst Euch nicht allein auf die Berichterstattung. Wir freuen uns über jeden interessierten Mitbürger.